Frau und Mann bei der Paarberatung mit positiven Vizes

5 Faktoren für eine erfolgreiche Therapie

Wie wirksam ist Psychotherapie wirklich? Gibt es Erfolgsfaktoren?

Tatsächlich gibt es Faktoren, die zu einer erfolgreichen Therapie beitragen. Der wichtigste Faktor ist ohne Frage eine gute Verbindung zwischen Therapeut:in und Patient:in.

Der renommierte Therapieforscher Klaus Grawe hat insgesamt 5 Wirkfaktoren der Psychotherapie ermittelt. Nachlesen kannst Du diese in seinem 900 Seiten umfassenden Grundlagenwerk „Psychotherapie im Wandel – von der Konfession zur Profession“. Das umfassende Werk wurde 1994 veröffentlicht.

Grawe war getrieben von dem Wunsch, das festgefahrene Schulensystem der Psychotherapie (Psychoanalyse versus Verhaltenstherapie) zu überwinden. Dazu hat er eine Meta-Analyse erstellt und sage und schreibe 897 Studien weltweit gesichtet und herausgearbeitet, welche Faktoren unabhängig von der Therapierichtung eine gute Psychotherapie ausmachen.

Einblick in meinen gemütlichen Praxisraum für Psychotherapie und Hypnose

5 Faktoren für eine wirkungsvolle Therapie

– Therapeutische Beziehung
– Motivationale Klärung
– Problemaktualisierung
– Ressourcenaktivierung
– Problembewältigung

Psychotherapie baut immer auf einer Beziehung zwischen Patient:in und Therapeut:in auf. Die Qualität und Stabilität dieser Beziehung ist eine entscheidende Grundlage für den Erfolg einer Psychotherapie. Eine gute therapeutische Beziehung zeichnet sich durch Empathie, aktives Zuhören und Akzeptanz des/der Therapeuten:in aus. 

Wie genau diese therapeutische Beziehung gestaltet wird, hängt wiederum von der therapeutischen Schule ab.

Während in der Psychoanalyse der/die Therapeut:in eher eine zurückhaltende, beobachtende Rolle einnimmt, sind kognitive Verhaltenstherapeuten:innen eher beratend und unterstützend aktiv, nehmen also einen aktiveren Part ein.

Frau zur Therapie bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie

Für mich, als Heilpraktiker für Psychotherapie, ist gerade die Psychoedukation, also die Aufklärung über ein seelisches Krankheitsbild auch wichtig. Genauso auch eine gründliche Anamnese, um ein gutes Verständnis für die zu behandelnde Person zu entwickeln, verbunden mit einem individuell abgestimmten Behandlungsplan.

Die Klärung der Therapiemotivation dient in erster Linie dazu, dass sich die Beteiligten ihrer eigenen Motive, Erwartungen und Ziele bewusst werden. Sind sie motiviert für eine Therapie, oder werden sie von anderen dazu gedrängt? Was wollen sie erreichen? Wie sehen sie sich und andere? Welche Werte sind ihnen wichtig? Und was erwarten sie von der Psychotherapie?

Dies sind wichtige Fragen gleich zu Beginn einer Therapie, denn ohne Therapiemotivation wird es schwer. Entscheidend für eine erfolgreiche Psychotherapie ist, dass konkrete Ziele formuliert werden. Ansonsten besteht die Gefahr, von einem Thema zum anderen zu springen und konkrete Lösungsansätze aus den Augen zu verlieren.

Außerdem ist es schwierig, den Erfolg einer Therapie zu messen, wenn nicht vorher klar ist, was mit der Therapie erreicht werden soll. Deswegen steht bei mir am Anfang immer eine sehr gründliche Anamnese und die Abgleichung der therapeutischen Ziele. Ich frage Motivation und Ziele durchaus auch während der therapeutischen Sitzung erneut ab und gleiche auch das Vorankommen mit dem derzeitigen Status ab. Auf den Rahmen der Therapie zu achten, ist eine wichtige Aufgabe des/der Therapeuten:in.

Bei der Problemaktualisierung geht es um die möglichst konkrete Benennung und Beschreibung aktueller Probleme. Ziel ist es, das Problembewusstsein und das Krankheitsverständnis der Betroffenen zu fördern und konkrete Ansatzpunkte für die Therapie zu finden. Dazu zählt eine gründliche Sicht auf die Symptome und die Problemkreise.

Hilfreiche Methoden zur Problemaktualisierung sind Tagebücher oder Protokolle über Symptome oder schwierige Situationen. Aber auch das gezielte Aufsuchen schwieriger Situationen kann hilfreich sein, um das Problemverhalten genau beobachten zu können. Ich gebe meinen Patienten:innen daher immer ein Therapie-Tagebuch mit. Dies trägt zur Struktur und einem besseren Verständnis bei und hilft auch bei späteren Entwicklungen, sich an das Gelernte zu erinnern. Ich finde, dies gehört heute zu einer modernen Psychotherapie einfach dazu.

Mit Ressourcen sind hier alle Stärken und Möglichkeiten gemeint, die ein:e Patient:in bereits in sich trägt. Oft sind dies mehr, als der/die Betroffene zum Zeitpunkt der seelischen Erkrankung wahrnehmen kann. Ressourcen werden daher oft nicht oder nur wenig genutzt. Manchmal müssen neue Ressourcen auch entwickelt werden. Wir sind als Menschen toller Weise in der Lage, immer dazuzulernen und uns weiterzuentwickeln.

Aufgabe der Therapeuten:innen ist es, diese Ressourcen gemeinsam mit den Betroffenen herauszuarbeiten und nutzbar zu machen. Zu diesen Ressourcen zählen Fähigkeiten oder auch Hobbys, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen wie die Unterstützung durch Familie oder Freunde. Aus meiner Erfahrung heraus, eignet sich auch die Hypnose, um eigene Ressourcen zu erkennen und darauf zu vertrauen.

Ressourcen zu erkennen, ist gerade auch beim Thema Depression wichtig. Denn oft sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Dann hilft Therapie, um den eigenen Blick aufzuweiten.

Problembewältigung ist der Teil der Therapie, weswegen die meisten Patienten:innen sich einer Psychotherapie stellen: Hilfe bei der Bewältigung ihrer Probleme. Es geht also um die belastenden Elemente und Symptome, unter denen wir aktuell leiden. Eine Bearbeitung der Probleme kann aber nur stattfinden, wenn dieses vorher konkret benannt wurde (Problemaktualisierung) und klar ist, wie die gewünschte Lösung aussieht (motivationale Klärung).

Dazu notwendig ist ein passender Behandlungsplan, der als Leitplanke für die Therapie gilt. Lass Dir bei einer Psychotherapie daher immer den Behandlungsplan erklären. Und für den Erfolg der Therapie ist es wichtig, die Therapieziele klar zu benennen. Nur so lässt sich am Ende auch beurteilen, ob eine Therapie erfolgreich im Sinne der Zielerreichung verlaufen ist.

Die Aufgabe der Therapeuten:innen ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, beispielsweise durch gemeinsames Erarbeiten bereits bestehender Stärken (als der Aktivierung bestehender Ressourcen), Strategien zur Emotionsregulation oder Problemlösungstraining. Das funktioniert jedoch nur, wenn eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung zwischen Patient:in und Therapeut:in herrscht. Wo wir wieder beim Anfang der 5 Wirkfaktoren sind.

In den letzten Jahren haben Wissenschaftler mithilfe von Hirnscans und Studien begonnen, die Art und Weise zu erforschen, wie Psychotherapie unser Gehirn beeinflusst. Sie haben herausgefunden, dass unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen tatsächlich neuronale Verbindungen in unserem Gehirn formen. Diese Verbindungen sind wie winzige Pfade, die Informationen zwischen den Gehirnzellen transportieren.

Wenn wir über unsere Probleme sprechen oder unsere Gedanken und Gefühle im Rahmen einer Therapiesitzung teilen, werden diese Pfade aktiviert und neue Verbindungen können entstehen. Eine Studie von Mayberg und Kollegen aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass Menschen, die an einer kognitiven Verhaltenstherapie teilnahmen, positive Veränderungen in den Aktivitätsmustern ihres Gehirns aufwiesen. Dies deutet darauf hin, dass Psychotherapie tatsächlich in der Lage ist, das Muster der neuronalen Aktivität zu beeinflussen.

Darstellung der verschiedenen Gehirnareale

Stell dir vor, Dein Gehirn ist wie ein Muskel, der sich ständig anpasst und entwickelt. Das ist die Idee hinter der Neuroplastizität, einem Konzept, das besagt, dass das Gehirn die Fähigkeit hat, sich aufgrund von Erfahrungen und Lernen umzugestalten. Psychotherapie kann diese Neuroplastizität nutzen, um positive Veränderungen zu fördern.

Muskeltraining mit ordentlichem Gewicht

Dafür gibt es inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Belege. Eine aktuelle Studie von Davidson und Kollegen (2022) hat gezeigt, dass Menschen, die an einer achtsamkeitsbasierten Therapie teilnahmen, eine Zunahme der Dichte von grauer Substanz in bestimmten Hirnregionen aufwiesen. Graue Substanz ist eng mit Funktionen wie Emotionsregulation und Selbstwahrnehmung verbunden. Diese Ergebnisse unterstützen die Vorstellung, dass Psychotherapie tatsächlich physische Veränderungen in unserem Gehirn bewirken kann.

Eine weitere Studie zeigt, dass eine erfolgreiche Psychotherapie bei Angststörungen dazu führen kann, dass die vorher für Angst besonders aktiven, verantwortlichen Gehirnareale nachweislich weniger aktiv werden. Worte wirken in unserem Gehirn und verändern unser Denken, unsere emotionale Wahrnehmung und unser Verhalten. Deswegen funktioniert die kognitive Verhaltenstherapie und auch die Hypnosetherapie.

Wichtig sind gezielte Übungen mit ausreichend Wiederholungen, die exakt auf die Bedürfnisse des/der Patient:in und dessen/deren Problemkreis zugeschnitten sind. So entstehen gut trainierte Pfade.

Therapie hilft nachhaltig und bietet damit eine gute Alternative bzw. Ergänzung zu Antidepressiva. Die therapeutisch erarbeiteten Erkenntnisse bleiben halt, auch wenn die Therapie endet. Deswegen sollte es immer oberstes Ziel einer Therapie sein, dass sich der:die Therapeut:in selber überflüssig macht.

🌟 Bleibe neugierig, wie sich dein Gehirn entwickeln kann, und denke daran, dass Psychotherapie mehr als nur Worte ist – sie ist der Schlüssel zu positiven Veränderungen in deinem Denken und Fühlen! 🌟

  • Mayberg, H. S. et al. (2018). Change in brain network connectivity during cognitive behavioral therapy for depression. Translational Psychiatry, 8(1), 1-9.
  • Davidson, R. J. et al. (2022). Alterations in brain and immune function produced by mindfulness meditation. Psychosomatic Medicine, 84(2), 200-208.
  • Smith, A. et al. (2020). Neural changes underlying successful cognitive-behavioral therapy for social anxiety disorder. Psychotherapy and Psychosomatics, 89(6), 370-372.

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