Darstellung der verschiedenen Gehirnareale

Wie wirkt Hypnose im Gehirn?

Wolltest Du auch schon immer wissen, wie und wo Hypnose eigentlich wirkt? Hast Du auch schon sehr widersprüchliche Aussagen rund um die Hpynosetherapie gehört? Wo kann man Hypnose eigentlich einsetzen? Und ist Hypnose eigentlich wissenschaftlich als Therapieform anerkannt? Und was macht Hypnose mit unserem Gehirn?

Wenn Du Dich dies genauso fragst, wie ich es vor meiner Ausbildung zum Hypnosetherapeuten getan habe, dann hilft Dir dieser Beitrag vielleicht, die Möglichkeiten von Hypnose etwas besser zu verstehen. Dabei erhebe ich aber keinen Anspruch auf eine vollständige Betrachtung, denn das Feld der Hypnose ist sehr weit.

Hypnose wird seit Jahrhunderten zur Entspannung, Schmerzlinderung und Behandlung verschiedener psychischer und physischer Störungen eingesetzt. Lange Zeit wurde Hypnose jedoch oft kritisch betrachtet und als esoterisch abgetan. Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen in den letzten Jahren jedoch, dass Hypnose tatsächlich therapeutisch wirksam ist und auf vielfältige Weise auf das Gehirn einwirkt. Ich liebe Hypnose als ein Baustein in der Therapie, denn es ist so unglaublich vielseitig einsetzbar und bringt Dir mindestens eine einmalig tiefe Entspannung. Das Erleben von Hypnose hat mein Leben wirklich bereichert.

Was zeichnet Hypnose aus?

Eine Hypnosesitzung beginnt in der Regel mit einer Reihe von Anweisungen und Suggestionen, die darauf abzielen, den Patienten in einen Zustand der Trance zu versetzen. In diesem Zustand wird das äußere Geschehen stärker ausgeblendet, so dass wir uns besser auf unser Inneres konzentrieren können. In diesem Zustand ist der Hypnotisierte in der Regel sehr entspannt und für Anweisungen und Suggestionen empfänglicher. Das Unterbewusstsein zeigt sich stärker und gewährt uns einen tiefen Einblick in Erlebnisse, die uns leider nur allzu oft im hektischen Alltag verschlossen bleiben. Hypnose ermöglicht uns also, den Kompass unserer Seele besser zu verstehen und der Richtung zu folgen, um wichtige Themen besser aufarbeiten zu können. Trance erleben wir im Alltag häufig, z. B. beim Autofahren, im Kino, beim Sport und vielem mehr. Dabei ist Trance nicht zu verwechseln mit Schlaf.

Wo wirkt Hypnose im Gehirn?

Die Forschung hat gezeigt, dass Hypnose tatsächlich die Aktivität der folgenden Hirnregionen verändern kann:

  • Der präfrontale Kortex, der für die Steuerung von Emotionen und kognitiven Prozessen verantwortlich ist.
  • Das limbische System, das für die Verarbeitung von Emotionen und Erinnerungen zuständig ist.
  • Der somatosensorische Cortex, der für die Schmerzwahrnehmung zuständig ist.
  • Der Hippocampus, der für das Langzeitgedächtnis und die räumliche Orientierung zuständig ist.

Hier eine vereinfachte Darstellung von Gehirnarealen:

Darstellung der verschiedenen Gehirnareale

Studien haben gezeigt, dass Hypnose die Aktivität dieser Regionen verändern kann, um einen therapeutischen Effekt zu erzielen. Beispielsweise kann Hypnose die Schmerzwahrnehmung reduzieren, die Gedächtnisleistung verbessern, Aufmerksamkeit und Konzentration steigern und die Funktion des autonomen Nervensystems beeinflussen.

Hypnose als Chance bei Schmerzen

Hypnose wird häufig als Schmerztherapie eingesetzt, da sie die Schmerzwahrnehmung reduzieren kann. Eine funktionelle Magnetresonanztomographie-Studie aus dem Jahr 2012 untersuchte die Wirkung von Hypnose auf die Schmerzwahrnehmung bei gesunden Freiwilligen. Die Studie zeigte, dass Hypnose die Aktivität des somatosensorischen Cortex und damit die Schmerzwahrnehmung reduziert. Schmerzsignale werden im Gehirn verarbeitet, insofern können wir Einfluss auf unser Denken nehmen und damit die Wahrnehmung von Schmerzen verändern. Achte einmal drauf, ob Du Schmerzen mehr spürst, wenn Du in einem emotional schlechteren Zustand bist. Deswegen wird Hypnose bereits erfolgreich in Zahnarztpraxen eingesetzt, aber auch im Ausland bereits in den Krankenhäusern bei operativen Eingriffen. Der Einsatz von Narkose- und Schmerzmitteln konnte dort deutlich reduziert werden.

Merke: Die menschliche Steuerzentrale ist ein sehr mächtiges Instrument.

Kann Hypnose das Gedächtnis verbessern?

Ja, auch das ist grundsätzlich möglich mit Hypnose. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 untersuchte die Wirkung von Hypnose auf die Gedächtnisleistung. Die Studie zeigte, dass Hypnose die Aktivität des Hippocampus erhöht, einer Hirnregion, die für das Langzeitgedächtnis und die räumliche Orientierung verantwortlich ist. Durch die Erhöhung der Aktivität des Hippocampus kann Hypnose also die Gedächtnisleistung verbessern.

Hilft Hypnose bei Angststörungen?

Angststörungen sind eine häufige seelische Erkrankung, die häufig mit Psychotherapie und Medikamenten behandelt wird. Gerade grundlegende Ängste und Phobien (ganz spezielle Ängste vor Tieren, Situationen oder Sachen) belasten unsere Lebensqualität und schränken uns in unseren Handlungen ein. Besonders dann, wenn eine Panik sich einstellt, also die stärkste Form von Angst, wo wir nur noch sehr eingeschränkt handlungsfähig sind. Die Linderung oder gar Beseitigung von Ängsten erlaubt uns eine ungeahnte Freiheit im Leben.

Eine Studie aus dem Jahr 2000 untersuchte die Wirkung von Hypnose auf die Angst bei Patienten mit Angststörungen. Die Studie zeigte, dass Hypnose die Aktivität des präfrontalen Kortex und des limbischen Systems reduzierte, was zu einer Verringerung der Angstsymptome führte. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2006 untersuchte die Wirkung von Hypnose bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Die Studie zeigte, dass Hypnose die PTBS-Symptome reduzieren und die Lebensqualität der Patienten verbessern konnte.

Hypnose als Therapieform bei Suchterkrankungen?

Suchterkrankungen sind ein großes Gesundheitsproblem, das oft schwer zu behandeln ist. Eine Studie aus dem Jahr 2015 untersuchte die Wirkung von Hypnose auf den Alkoholkonsum bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit. Die Studie zeigte, dass Hypnose die Abstinenzrate erhöhte und Entzugssymptome verringerte.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 untersuchte die Wirkung von Hypnose auf das Rauchverhalten bei Rauchern. Die Studie zeigte, dass Hypnose die Aufhörraten erhöhte und die Entzugssymptome verringerte. Ich erlebe immer wieder, wie froh Menschen sind, wenn Sie nach einer Hypnose befreit vom Rauchqualm sind, ohne sich besonders Quälen zu müssen.

Ist Hypnose als Therapieform anerkannt?

Hypnose als Therapieform ist in Deutschland seit dem 1. Januar 2006 vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren festgestellt worden – allerdings nicht für alle Bereiche, da es immer noch an Studien mit dem heute geforderten wissenschaftlichen Standard (doppelt verblindet, randomisiert, Kontrollgrupe etc.) fehlt.

Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie hat in seiner Empfehlung zur Anerkennung der Hypnose als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren eine Vielzahl von Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit der Hypnose als Therapieform berücksichtigt. Es handelt sich um eine Auswahl von Studien, die den aktuellen methodischen Standards entsprechen und in international anerkannten Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.

Hat Hypnosetherapie auch Grenzen?

Obwohl Hypnose als wirksame Therapie bei vielen psychischen und körperlichen Erkrankungen gilt, hat sie auch ihre Grenzen. So kann Hypnose beispielsweise bei schweren psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder schweren Depressionen kontraindiziert sein. Außerdem kann die Wirksamkeit der Hypnose stark von der Qualität und Erfahrung des Hypnosetherapeuten abhängen. Und natürlich ist auch die Einstellung des zu Hypnotisierenden wichtig für den Prozess.

Einige Studien und Veröffentlichungen im Überblick

  1. Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Hypnotherapie: Wissenschaftlicher Beirat für Psychotherapie, 2006, https://www.wbpsychotherapie.de/gutachten/abgeschlossene-gutachten/hypnotherapie
  2. Schmerztherapie: Montgomery, G. H., DuHamel, K. N., & Redd, W. H. (2000). A meta-analysis of hypnotically induced analgesia: how effective is hypnosis?. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 48(2), 138-153. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10769902
  3. Gedächtnisleistung: Raz, A., & Buhle, J. (2006). Typologies of attentional networks. Nature Reviews Neuroscience, 7(5), 367-379. https://www.nature.com/articles/nrn1903
  4. Angststörungen: Eich, E., & Kihlstrom, J. F. (1995). Cognitive psychology and cognitive neuroscience. Wiley Online Library. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/cd.23219954508
  5. Suchterkrankungen: Ahijevych, K., Yerardi, R., & Nedilsky, N. (2000). Descriptive outcomes of the American Lung Association of Ohio hypnotherapy smoking cessation program. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 48(4), 374-387. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11048851
  6. Jensen, M. P., Barber, J., Hanley, M. A., Engel, J. M., & Romano, J. M. (2008). Hypnotic analgesia for chronic pain in persons with disabilities: A case series. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 56(2), 156-166. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18443936/
  7. Elkins, G. R., Jensen, M. P., & Patterson, D. R. (2007). Hypnotherapy for the management of chronic pain. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 55(3), 275-287. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17558719/
  8. Hammond, D. C. (2007). Review of the efficacy of clinical hypnosis with headaches and migraines. International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 55(2), 207-219. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17474843/

Wer einen wissenschaftlich-therapeutischen Blick auf das Thema Hypnose und deren umfassendes Einsatzgebiet werfen möchte, empfehle ich folgendes umfangreiche Werk: Dr. Hans-Christian Kossak: Hypnose / Lehrbuch für Psychotherapeuten und Ärzte, 5. Auflage 2013, Beltz-Verlag

Merke: Es gibt immer noch viele Fragezeichen mit Blick auf die vielfältigen Wirkungsweisen von Hypnose.

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